Verkehr in Mettmann
Heute in der Rheinischen Post:
„Tatsächlich soll es vor den Sommerferien nun keine zweite Bürgerwerkstatt mehr geben. Das teilt Baudezernent Kurt Werner Geschorec auf Nachfrage unserer Redaktion mit. … Ziel sei es,nach den Sommerferien, „vielleicht unter Einsatz digitaler Komponenten,weiterzumachen“,stellt Geschorec in Aussicht.“
Und weiter wird Geschorec zitiert:
„Die Arbeit am Gesamtverkehrskonzept ruht zurzeit und wird erst nach Abschluss des Beteiligungsverfahrens fortgesetzt. Lediglich die Auswertung der Bürgerwerkstatt wird zur Vorbereitung einer hoffentlich bald möglichen zweiten Veranstaltung fortgeführt.“
Um die Bürger beim Thema Verkehr „mitzunehmen“ hatte sich die Verwaltung auf Druck der Fraktionen 2019 entschlossen,Bürgermeinung im Rahmen eines Werkstattverfahrens einzuholen.
Der erste Bürgerworkshop fand noch statt,am 05. März in der Stadthalle. Dann kam Corona.
Und dadurch wird nun das Ziel verfehlt,das Werkstattverfahren vor dem Wahlkampf abzuschließen.
Dadurch ruht die Arbeit am Gesamtkonzept Verkehr aktuell komplett.
Zum jetzigen Zeitpunkt wohl ohne eigenes Verschulden.
Für uns Bürger macht das die Situation nicht besser. Im Gegenteil,die Hängepartie geht weiter. Vor allem für diejenigen,die an den neuralgischen Punkten leben und dadurch beispielsweise von den negativen Auswirkungen der Netztrennung am stärksten betroffen sind.
Das Thema wird uns in Mettmann so oder so weiter begleiten. Alleine das Stichwort „Netztrennung“ erhitzt nach wie vor die Gemüter. Wir vermuten,die jetzige Situation kann niemandem gefallen:
Eine graue Betonwüste,öde und trist,befahren von vielen Bussen,umrandet von teilweise leerstehenden Häusern.
Einer der Vorschläge aus den letzten Jahren lautete Shared Space.
Da wir bei Facebook danach gefragt worden sind,hier nochmal eine kurze Beschreibung zu Shared Space:Ein vom Kfz-Verkehr dominierter öffentlicher Straßenraum wird lebenswerter und sicherer gestaltet,indem weitgehend auf Verkehrszeichen,Signalanlagen und Fahrbahnmarkierungen verzichtet wird. Gleichzeitig werden alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt. In der Praxis wird Schrittgeschwindigkeit vorgeschrieben.
Bereits in einem Artikel bei TME vom 30. Dezember 2018 hieß es:
„Der Grundgedanke hinter „Shared Space“ ist vielleicht einer,der uns in allen Bereichen guttäte:Jeder Verkehrsteilnehmer geht respektvoll mit allen anderen um und betrachtet den Weg auch aus der Perspektive der anderen. Es wird auch in Mettmann nur gemeinsam gehen.“
Wir meinen,dass das nach wie vor aktuell ist.
Die augenblickliche Lösung der „Fahrradstraße“ wurde ja im Vorfeld auch viel diskutiert. Dieser Versuch läuft nun sechs Monate,anschließend wird erneut geprüft,was es gebracht hat und welche weiteren Herausforderungen haben sich möglicherweise daraus ergeben.
Wir sind der Auffassung dass es in Mettmann darum gehen muss,Lebens- und Arbeitsräume integrativ und lebenswert zu gestalten. Dabei ist es notwendig für ein Miteinander zu sorgen.
Und das gilt eben auch für alle Verkehrsteilnehmer einer Kleinstadt. Gemeinsame wirtschaftliche Interessen Mettmanns müssen wir mit den ebenso bedeutsamen ökologischen und sozialen Anforderungen abwägen und in Balance bringen. Nur so können wir an einer nachhaltigen Stadtentwicklung arbeiten. Die funktionierende Infrastruktur einer Stadt ist wie eine gute Gesundheit für den Menschen:Ohne sie ist alles nichts.
Erreichbarkeit des Herzens der Stadt mit dem Rad,dem ÖPNV und dem Auto.
In diesem Zusammenhang erinnern wir gerne an zwei zentrale Aussagen im Vorfeld der Netztrennung. Dr.-Ing. Reinhold Baier vom Büro für Stadt- und Verkehrsplanung hatte bei einer Infoveranstaltung in Mettmann bestätigt,dass eine Shared-Space-Verkehrsregelung für Mettmann durchaus zu überprüfen sei. Entscheidend sei die Durchfahrtgeschwindigkeit der Fahrzeuge. Diese könne geregelt werden über Tempolimit,Hindernisse,Mini-Kreisel oder ähnliche Mittel. Insgesamt lebe das Shared-Space-Konzept von der gegenseitigen Anerkennung und Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer. Zudem habe Fachbereichsleiter Kurt Werner Geschorec den Ratsmitgliedern im Vorfeld der Baumaßnahmen bestätigt,dass die Netztrennung bei Bedarf aufgehoben werden könnte. Dies war Teil der positiven Entscheidungsfindung für den letztlich positiven Ratsbeschluss zur Netztrennung.
Shared Space wird übrigens grundsätzlich auch vom Verkehrsclub Deutschland unterstützt,der auch Mitglied im Mettmanner Netzwerk für Nachhaltigkeit,„memo“,ist. So schrieb der VCD 2018:„Individuelle,ortstypische Verkehrsraumgestaltungen bringen Fuß-,Rad- und Autoverkehr sowie andere räumliche Funktionen miteinander ins Gleichgewicht. Lebens- und Aufenthaltsqualität werden verbessert.“
Und genau das sollte doch unser gemeinsames Ziel in Mettmann sein.
Wie wir dieses Ziel erreichen wird massgeblich davon abhängen,ob wir die Zögerlichkeit der vergangenen Jahre ablegen und stattdessen gemeinsam kreative und vernünftige Entscheidungsprozesse vorantreiben.